Ein Geist, der für einen Schreibarbeiten erledigt – wie angenehm wäre es wohl, einen solchen Wichtel zu haben?
Die gute Nachricht: Solche Hilfsgeister gibt es. Sie werden auch Ghostwriter genannt und sind Autoren, die im Auftrag und Namen einer anderen Person schreiben. Entweder werden Ghostwriter über Agenturen vermittelt, arbeiten in Verlagen oder schreiben auf direkten Kundenauftrag hin.
Die bekannteste Form des Ghostwritings stammt aus dem Prominentenbereich. Wenn berühmte Persönlichkeiten zum Beispiel eine Biographie verfassen, so steht ihnen dazu in der Regel ein Ghostwriter zur Seite. Ghostwriter erklären sich meist vertraglich dazu bereit, auf die Namensnennung auf dem Einband und in der Titelei zu verzichten. Gelegentlich werden sie zumindest in der Danksagung oder sogar im Impressum des verfassten Werks erwähnt. Falls berühmte Journalisten oder Autoren für einen Ghostwriting-Auftrag gewonnen werden konnten, werden sie manchmal auch als Co-Autoren auf dem Bucheinband erwähnt. Dieses Vorgehen ist aber eine eher neue Erscheinung. Ursprünglich gehörte das absolute Stillschweigen über ein Ghostwriting-Engagement mit zum Berufsbild des Ghostwriters, der wie ein Geist überhaupt nicht in Erscheinung treten sollte.
Die häufigsten Gründe zur Beauftragung eines Ghostwriters sind Zeitmangel und die mangelnde Affinität zum Schreiben. Neben dem fiktionalen und biografischen Bereich wird auch akademische Literatur manchmal von Ghostwritern erstellt. Ehemals war akademisches Ghostwriting speziell unter Lehrstuhlinhabern üblich. Mittlerweile zählt es im akademischen Bereich nicht mehr zum guten Ton und wirft auf die Auftraggeber bei Bekanntwerdung ein eher schlechtes Licht.
Anwendungsbereiche für Ghostwriting
Die meisten Ghostwriter sind selbstständig tätig. Nur wenige haben das Glück, innerhalb eines Verlags angestellt zu werden. In einem Verlag setzen Ghostwriter die Ideen von Verlagsautoren um. In der Regel findet das vor allem dann statt, wenn der jeweilige Autor unter Zeitdruck steht und die Arbeit selbst nicht verrichten kann. Im akademischen Bereich lassen sich Studenten und Schüler von Ghostwritern zum Beispiel bei Hausarbeiten, Referaten, Seminararbeiten oder Examensarbeiten unterstützen.
Auch Bachlorarbeiten und Masterarbeiten oder Diplom- und Doktorarbeiten werden manchmal in Zusammenarbeit mit einem Ghostwriter erstellt. Dasselbe gilt für Exposes zu wissenschaftlichen Arbeiten. Manche akademischen Ghostwriter erheben die Daten für die wissenschaftliche Arbeit im Rahmen der Kundenwünsche selbst. Andere lassen sich von ihren Kunden mit den Daten beliefern und erstellen aus diesen Daten lediglich den Text. Trotz der weit verbreiteten Meinung ist das akademische Ghostwriting für Studenten oder Schüler nicht zwingend illegal.
Ein Plagiat ist Ghostwriting zum Beispiel nicht. Bei Plagiaten wird ein bereits veröffentlichter Text unerlaubt weiter verwendet. Die Zugehörigkeit zu einer fremden Quelle wird nicht kenntlich gemacht. Damit wird das Urheberrecht verletzt. Plagiate sind also illegal, während Ghostwriting in seiner eigentlichen Form einer legalen Kooperation entspricht, die einer vertraglichen Einigung unterliegt.
Legales und illegales Ghostwriting
Wer einen Ghostwriter-Text als Vorlage für seinen eigenen Text verwendet, macht sich nicht strafbar, sondern bewegt sich damit im legalen Bereich. Solange der fremd erstellte Text beim akademischen Ghostwritings also lediglich als Orientierungshilfe für die eigene Arbeit benutzt wird, bricht die Kooperation mit einem Ghostwriter nicht das Gesetz. Illegal ist lediglich die Auslegung eines fremd verfassten Textes als eigene Arbeit. Das gilt insbesondere dann, wenn ein Student oder Schüler eine Erklärung unterschrieben hat, die die Selbsterstellung der Arbeit bezeugt.
Auf Referaten und Exposes liegt in der Regel keine solche Erklärung, sodass die Zusammenarbeit mit einem Ghostwriter in diesem Fall keinerlei illegalen Beigeschmack hat. Falls ein Student den Text eines Ghostwriters dagegen im Rahmen einer Hausarbeit oder Abschlussarbeit verwendet und nicht als Orientierungshilfe nutzt, sondern als seinen eigenen ausgibt, macht er sich aufgrund des Urheberrechts strafbar.
Diese gesetzliche Regelung besagt, dass das Urheberrecht grundsätzlich nicht übertragen werden kann. Sobald ein Ghostwriter davon weiß, dass ein Student seinen Text unverändert als seinen auslegt und nicht nur zu Orientierungszwecken benutzt, macht auch er sich strafbar. Solange er es nicht weiß oder mit dem Kunden einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen hat, verhält er sich auch dann nicht illegal, falls sein Kunde mit dem Text das Gesetz bricht.
Pro und Contra von Ghostwriting
Die Zusammenarbeit mit einem Ghostwriter ist für den Kunden in jedem Fall mit einer Zeitersparnis verbunden. Der größte Vorteil der Zusammenarbeit ist aber die professionelle Textgestaltung. Die akademische Arbeit des Ghostwriters wird zum Beispiel unter keinen Umständen Plagiate oder Zitierfehler enthalten.
Auch die sprachliche Seite ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Sprachliche Gestaltung wird vor allem in wissenschaftlichen Texten oft vernachlässigt. Das macht die Texte manchmal schwer oder unangenehm lesbar. Ein Ghostwriter wird bei der Texterstellung mehr Rücksicht auf sprachliche Eigenschaften legen. Das macht seinen Text unter Umständen leichter und flüssiger lesbar. Viele Ghostwriter-Agenturen bieten außerdem Autoren mit Fachwissen in verschiedensten Wissenschaftsbereichen an. Auch von diesem Fachwissen können Kunden profitieren. Ghostwriter wissen genau über Textkonventionen Bescheid und passen einen Text an die geforderten Konventionen an. Die Vorteile von der Zusammenarbeit liegen damit auf der Hand. Gerade im akademischen Bereich ist die Zusammenarbeit mit einem Ghostwriter aber auch mit Nachteilen verbunden.
Wer sämtliche Arbeiten einer Hausarbeit oder Abschlussarbeit selbst übernimmt, eignet sich größeres Wissen an. Wer lediglich einen Ghostwriter-Text umschreibt oder als Rahmen heran zieht, merkt sich weniger und lernt durch die Hausarbeit oder Abschlussarbeit dementsprechend wenig dazu.
Um von den Vorteilen einer Ghostwriting-Kooperation zu profitieren, muss der Kunde außerdem eine gute, vertrauenswürdige und professionelle Agentur finden. Die nachlässige Suche nach einer solchen Agentur kann unter Umständen nach hinten losgehen, sodass der Kunde von dem Text letztlich überhaupt keine Vorteile mehr zu erwarten hat.